HOTZENHAUS
ETZLIBERGSTRASSE 15
THALWIL

Bildquelle: eigener Bestand

Die gepflegteste und touristisch ansprechendste Postkarte des 1885 von Jakob Schwarzenbach eröffneten Ausflugsrestaurant stammt von 1902. Der Betrieb ist zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Jahre alt. Die sorgfältige Zeichnung zeigt eine doppelstöckige Aussichtsterrasse mit schön gearbeiteter Holzbrüstung. Die imposante Aussicht reicht von der katholischen Kirche bis zum damals noch existierenden Feld-Weiher. Nun unter der Zürcherstrasse begraben, lag er einst zwischen der heutigen Feld-, Feldmoos- und Säntisstrasse.

Lithografie von 1902

Bildquelle: eigener Bestand

Eine weitere Postkarte aus der ersten Dekade des 20.Jh. zeigt als einzige auch den damals südlich des Restaurants noch mehrheitlich als Flanierbereich mit Spielplatz gestalteten Aussenraum. Und, wie es scheint, gabs unter Schatten spendenden Bäumen auch einen Biergarten.

Ansichtskarte mit Kohlenstiftzeichnung von 1907 oder früher

Bildquelle: eigener Bestand

Ein grosses Glück, dass der schweizweit bekannte Fotograf Jean Gaberell als Wohn- und Wirkungsstätte Thalwil wählte. Wohl allein diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es aus der Zeit zwischen ca. 1910 und seinem Tod 1949 nicht nur dokumentarisch, sondern auch künstlerisch hochwertige Bilder gibt. Das praktisch vor seiner Haustür liegende Restaurant Etzliberg inszeniert er hier inmitten eines Obstbaumblütenmeers.

Echtfoto-Ansichtskarte von 1917 oder früher

Bildquelle: P. K.

Von diesem Sujet existieren mehrere Varianten. Vermutlich war diese Abbildung hier Vorlage für spätere Wiederveröffentlichungen. Die relativ laienhaften Retuschen (Fahnenmast, Zäune, Hühner und Bepflanzung) wurden in der Folgezeit immer unansehnlicher. Es wirkt ein bisschen so, als ob man die Notwendigkeit für Werbung zwar einsah, nicht aber die nötigen Mittel einsetzen wollte oder konnte.

Stark retuschierte Ansichtskarte von ca. 1918

Bildquelle: eigener Bestand

Der Ausschnitt zeigt viele schöne Details des damaligen Zustands. Auf der Terrasse präsentieren sich womöglich Pächterin und Pächter. Bezeichnenderweise sitzt der schmächtige Herr, die Damen stehen. Oben auf der Terrasse mit weissem Tischtuch für die betuchtere Gesellschaft, unten Tische und Bänke im Dunkeln für Gäste mit wohl etwas schmalerem Geldbeutel. Gemäss Wirtstafel wurde Wädenswiler Bier ausgeschenkt.

Ausschnitt aus einer Echtfoto-Folgekarten 1921

Bildquelle: eigener Bestand

Da dieses Postkartensujet offenbar stetigen Retuschearbeiten ausgesetzt war, ist es nicht so klar, ob die Überdachung der Aussichtsterrasse 1928 tatsächlich realisiert war, oder, wie diese Darstellung eher suggeriert, dem Wunschdenken der Betreiberschaft entsprach. Diese Karte ist ein derartiger Flickenteppich, dass Sie unumwunden als hässlich bezeichnet werden muss.

Ansichtskarte von 1928 oder früher

Bildquelle: eigener Bestand

Die letzte nun auch noch kolorierte Karte im Verbund der wiederkehrend gleichen Veröffentlichungen datiert von 1933. Demnach konnte sich dieses Sujet erstaunliche 15 Jahre halten. Die «damalige Zeitenwende» mit dem Ende der Weimarer Republik bzw. der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten liess in Europa und ebenso in der Schweiz entbehrungsreiche Jahre folgen. Als diese Karte abgestempelt wurde, war Hilter seit 10 Monaten an der Macht. Es sollte aber noch 6 Jahre dauern, bis er Polen überfiel, was zeigt, dass schicksalshafte Umwälzungen nicht von einem Tag auf den anderen geschehen.

Ansichtskarte mit Postempel von 1933

Bildquelle: eigener Bestand

Noch ein letztes Mal fotografierte Jean Gaberell das Restaurant Etzliberg vermutlich von seiner «Villa Bellavista» an der Sonnenbergstrasse aus. Ein sicheres Datum ist nur durch einen Poststempel von 1954 zu ermitteln. Gaberell starb jedoch mit 62 Jahren bereits fünf Jahre zuvor am 8. März 1949. Es ist anzunehmen, dass diese im Eigenverlag erschienene Postkarte noch zu seinen Lebzeiten entstand.

Echtfoto-Ansichtskarte, eher Ende 1940er-Jahre

Bildquelle: eigener Bestand

Die 1960er-Jahre mit ihrem bis dato nie dagewesenen Bauboom brachten auch für das Restaurant Veränderungen mit sich. Zwar traute man offenbar noch nicht den vorderen Gebäudeteil zu schleifen, doch wurde mit einer aus heutiger Sicht doch eher als «hässliche Schuhschachtel» zu bezeichnende Modernisierung versucht, die schicke Neuzeit an den Etzliberg zu bringen. Ein merkwürdiger Mix aus alt und neu entstand. Im Gegensatz zu heute, wo die Gemeinde das Sagen hat, waren die Betreiber auch Besitzer des Restaurants. Ein gewisser Ernst Notz (in den Jahren um 1962) sowie A. Widmer leiteten die Geschicke in dieser Periode.

Ansichtskarte aus den 1960er-Jahren

Bildquelle: eigener Bestand

Die einzige farbig vorliegende Fotografie dürfte aus der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre stammen. Sollten Sie weitere Bilder haben, lassen Sie es uns bitte wissen und melden Sie sich via «Kontakt» bei uns.

Ansichtskarte von ca. 1965 oder später